Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
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Thomas Erthel

Thomas Erthel, Dr. des.

Alumnus

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Dr. Erthel war von 2013-2017 Stipendiat des Graduiertenkollegs. Von Oktober 2017 bis März 2018 war er Stipendiat des Graudiertenkollegs mit Anschubfinanzierung.

Abstract des Dissertationsprojekts

Meine Dissertation geht von der Beobachtung aus, dass die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts Darstellungen der Welt zunehmend über menschliche und tierische Körper repräsentiert. Auf diese Weise wird die "Körperlichkeit" der Globalisierung, die stets auf einem runden (Himmels-)Körper operiert, durch Literatur verhandelt, wodurch Globalisierungsprozessen bewusst werden. Die Dissertation untersucht hierzu Jonathan Swifts Gulliver’s Travels, Daniel Defoes Robinson Crusoe und Hermann Melvilles Moby-Dick.
Um die Relation zwischen Welt und Körper fassen zu können, nimmt mein Projekt die Ikonographie von Staatsköpern, also die Darstellung von Nationalgemeinschaften als anthropomorphem Körper, zum Ausgangspunkt und befragt diese Tradition auf ihre mögliche Übertragbarkeit auf die Darstellung der Welt. Von der Fähigkeit des Staatskörpers eine Ganzheit (Volk/Nation) zur Darstellung zu bringen, soll auf das mögliche Potential des Körpers, die Welt (als Ganzheit) darzustellen, abstrahiert werden. Das soll eine Lesart ermöglichen, in der Einzelkörper als Repräsentationen des Erdkörpers lesbar werden – und umgekehrt Welt und Erde dezidiert in ihrer Körperlichkeit erscheinen. So soll nachvollzogen werden, wie die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts wiederholt die evidente Unähnlichkeit zwischen Einzelkörpern und dem Erdkörper überblendet, zugunsten einer überraschenden Ähnlichkeit und Nähe zwischen beiden. Das Projekt geht also von einer doppelten Körperlichkeit aufgrund einer etymologisch vorgegebenen, semantischen Affinität aus: der des Erdkörpers und derjenigen der Körper, die auf ihm leben, und fragt nach der Relation zwischen beiden.
Die konkreten Fragen die vor diesem Hintergrund an die Texte gestellt werden, lauten: Wie kann die "Welt" als Ganzes und als Einheit sichtbar dargestellt werden, und spielt der Körper dabei als "Weltköper" eine Rolle? Inwiefern bringen größere Körper die Welt zur Darstellung und wie verhalten sich anatomische Beschreibungen von Körpern zur kartographischen Darstellung der Erde? Lässt sich die Vorstellung von körperlicher Ganzheit – die in der Tradition des Staatskörpers eine übersummative ist, also eine, die "mehr" ist, als die Summe ihrer Teile – auf Weltvorstellungen übertragen? Wie verarbeitet die Literatur die Tatsache, dass wir auf einem "konkreten" Himmelskörper leben?

Publikationen

"'The common continent of men'? Die Pequod als Verhandlungsraum von 'Welt' in Melvilles Moby-Dick". In: Arcadia: International Journal of Literary Culture, Band 51, Heft 2 (Nov 2016), S. 308-324.

Mit Christina Färber, Nicolas Freund, Elisa Leroy, Ulrike Melzer, Tobias Unterhuber (Hg.): Spannungsfelder: Literatur und Gewalt. Tagungsband des 3. Studierendenkongresses der Komparatistik, Frankfurt a.M.: Lang, 2013.