Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
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Neele Meyer

Neele Meyer, M.A.

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Dr. Meyer war von 2013 bis 2017 Stipendiatin des Graduiertenkollegs. 

Abstract des Dissertationsprojekts

Glocalizing Genre Fiction in the Global South: Indian and Latin American Post-Millennial Crime Fiction

Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit Auswirkungen von Globalisierungsprozessen auf lokale Buchmärkte und Literaturproduktion im Globalen Süden, geht der Frage nach, warum Autoren auf global zirkulierende Formate wie den Kriminalroman zurückgreifen und untersucht, wie das Genre durch diese Prozesse verwendet bzw. verändert wird.
Indien und Lateinamerika (mit Fokus auf Chile und Argentinien) dienen als Fallbeispiele für diese Untersuchung: Auch wenn es an direkten (literarischen) Beziehungen zwischen beiden Regionen mangelt, sind neben ähnlichen Adaptationsprozessen des Genres diverse weitere Parallelen hervorzuheben. Sowohl Indien als auch Lateinamerika werden häufig als emerging book markets bezeichnet, obwohl beide Regionen auf dem ‚globalen Buchmarkt‘ meist nur durch wenige kanonische Autoren vertreten sind und die aktuelle Literaturproduktion und Entwicklung des Buchmarktes nur selten Eingang in Forschungsprojekte findet.
In dem Projekt wird untersucht, inwieweit Zirkulations- und Rezeptionsprozesse des Genres mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Transformationen verbunden sind, die zumindest teilweise mit der Integration der Regionen in den globalen Kapitalmarkt einhergegangen sind und Auswirkungen auf die jeweiligen Buchmärkte haben. Die Adaptation des Genres wird aus diachroner und aus synchroner Perspektive beleuchtet um zu untersuchen, wie Autoren das Genre seit seinem Aufkommen in beiden Regionen Ende des 19. Jahrhunderts 'glokalisiert' haben (Robertson).
Diese Fragen werden mithilfe von Forschungsliteratur zu Gattungen und dem Themenkomplex Literatur und Globalisierung im Allgemeinen, Untersuchungen über die Entwicklung des Genres in Indien und Lateinamerika sowie Buchmarktanalysen und Interviews mit Verlegern aus beiden Regionen beleuchtet. Ob und inwieweit zeitgenössische Autoren Genrekonventionen verändern und inwiefern in beiden Regionen ähnliche Strategien verwendet werden, wird im zweiten Teil der Arbeit anhand von zeitgenössischen Kriminalromanen indischer, argentinischer und chilenischer Autoren wie Kishwar Desai, Vikram Chandra, Claudia Piñero, Sergio Olguín, Elizabeth Supercasseaux oder Mario Valdivia untersucht.
Das Promotionsprojekt versteht sich als ein Beitrag zur Erforschung der heterogenen Auswirkungen von Globalisierungsprozessen auf Buchmärkte und Literaturproduktion sowie zu der Frage, wie sich literarische Formen durch globale Zirkulation verändern. Für zeitgenössische Kriminalromane in Indien und Lateinamerika lässt sich die These aufstellen, dass diese Werke äußerst ‚glokale‘ Produkte sind, die auf lokale Schauplätze zurückgreifen und als eine Art sozialer Kommentar Raum zur Aushandlung lokal spezifischer, konfliktierender Identitätskonstruktionen und Lebensstile bieten, die durch bzw. in Opposition zu diesen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen entstanden sind.