Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich
Anna-Katharina Krüger

Anna Katharina Krüger, Dr. des.

Alumna

Kontakt

Dr. Krüger war von 2013 bis 2017 Stipendiatin des Graduiertenkollegs. Sie schloss ihre Dissertation im Sommer 2017 ab und verteidigte sie im Sommer desselben Jahres. 

 

Abstract des Dissertationsprojekts

Birth of the (Non) European Author. Testimonial Narration and the Construction of Authorship

Die Frage nach der Möglichkeit der Repräsentation dessen, der als 'Anderer' erscheint, bildet nach wie vor eine der zentralen Debatten im Feld der postkolonialen Studien. Gayatri Chakravorty Spivaks einschlägiger Essay Can the Subaltern Speak? erfasst das Problem der Repräsentation der Subalternen durch die westliche intellektuelle Elite. Doch Studien, die vor allem die Verteilung der Machtverhältnisse in den Publikationsprozessen analysieren und das problematische "Represention of the Other" auf die Vergabe von rechtlicher Autorschaft beziehen, sind selten.
Die Dissertation möchte deshalb einen Beitrag zur postkolonialen Debatte um die Darstellbarkeit des Subalternen leisten und dabei den Fokus explizit auf die Verhandlungen von 'indigener Autorschaft' und 'Marginalität' als Konsumgüter eines globalen Buchmarktes legen. Es soll untersucht werden, wie sich Verhandlungen von Macht und Autorität auf die Situation der indigenen Autoren, im juridischen sowie im politischen Diskurs, intratextuell und im Besonderen in den Paratexten niederschlägt.
Um vor allem die Beziehung zwischen "subalternem" Autor und den Buchmarkt beherrschenden Akteuren, wie Lektoren und Verleger, zu kontrastieren, werden einschlägige Autorschaftstheorien zusammen mit buchwissenschaftlichen Ansätzen gelesen. Im Besonderen soll das Publikations-Dreieck 'England, Amerika und Afrika' in Betracht genommen werden, wobei nicht nur der geographische, sowie zeitliche Rahmen weitgefasst ist: Ausgehend von der lateinamerikanischen Tradition der testimonios (als einschlägiges Beispiel dient hier u.a. das 1983 publizierte Me llamo Rigoberta Menchú y así me nació la conciencia) werden Texte untersucht, die autobiographisch von Unterdrückung und Ungerechtigkeit berichten. Zeugnisberichte von ehemaligen Sklaven, wie Olaudah Equianos The Interesting Narrative of the Life of Olaudah Equiano, Or Gustavus Vassa, The African (1789) und Frederick Douglass Life and times of Frederick Douglass, written by himself (1892) verdeutlichen, dass testimonio nicht nur auf dem Lateinamerikanischen Markt zu finden ist. Anhand von spanischen Auswanderer-Texten des 16. Jahrhunderts sowie einigen Werken aus der Gegenwartsliteratur, wie z.B. Dave Eggers What is the What (2006), soll außerdem das ‚Spannungsverhältnis‘ von Autobiographie und Fiktion aufgezeigt werden, welches gerade auch für die testimonios einen zentralen Diskussionspunkt darstellt. An all diesen Texten soll zentral untersucht werden, wie und vor allem durch wen Autorschaft inszeniert und vertreten wird.

Publikationen

Zusammen mit Franziska Jekel-Twittmann und Myriam-Naomi Walburg: Writing (for) the market. Narratives of Global Economy. Zürich: Peter Lang, 2020.

"The Construction of Authorship, Authority, and Authenticity in Testimonial Narration: Re-Reading Me Llamo Rigoberta Menchú". In: Sarah Burnautzki, Frederik Kiparski, Raphaël Thierry, Maria Zannini (Hgg.): Dealing with Authorship. Authors between Texts, Editors and Public Discourses, 2018.