Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
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Hanna Straß-Senol

Dr. Hanna Straß-Senol

Alumna

Dr. Straß-Senol ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute of English and American Studies der Carl von Ossietzky Unversität Oldenburg im Bereich Interamerikanistik und Postcolonial Studies, sowie Post-Doc Reseach Fellow des interdisziplinären Netwerkes Fiction Meets Science (gefördert durch die VW-Stiftung) in Oldenburg/Bremen. Sie war von 2012 bis 2015 Stipendiatin des Graduiertenkollegs, schloss ihre Dissertation im Frühjahr 2015 ab und verteidigte diese im Sommer desselben Jahres. Im Anschluss daran war sie als Karenzvertretung für Dr. Imlinger als wissenschaftliche Koordinatorin tätig. Von Februar bis August 2016 erhielt sie vom Kolleg eine Anschubfinanzierung zur Erarbeitung eines neuen Forschungsprojekts.

Abstract des Forschungsprojekts

Der postkoloniale Versroman: ein kosmopolitisches Genre?

Das Projekt analysiert in wie fern der Versroman als literarische Gattung besonders dafür geeignet ist, die Idee der "Weltbürgerschaft" zu verhandeln und untersucht dabei in welchem Verhältnis die Form zu Prozessen der Globalisierung und Kosmopolitisierung steht. In der Analyse wie diese Texte Zugehörigkeit zu einer internationalen Gemeinschaft konzeptionalisieren und dabei Kosmopolitismus problematisieren greift das Projekt nicht nur auf Kosmopolitismus-Theorien zurück, sondern vollzieht auch die Gattungsgeschichte des Versromans und seine Verwandtschaft zum Epos nach. Während die Annahme der Gattungsverwandtschaft nicht neu ist, hat das Projekt zum Ziel bisherige genealogische Überlegungen zu aktualisieren. Es konzentriert sich dabei auf die Fragen, ob im Epos schon von kosmopolitischen Charakteren gesprochen werden kann und wie der zeitgenössische Versroman Vorstellungen von cosmo-polis und Weltbürgerschaft verhandelt und transformiert.

Abstract des Dissertationsprojekts

Stories of Pollution: Narrating Toxicity in Postcolonial Contexts

Die Dissertation untersucht welche narrativen Mittel Autoren fiktionaler Texte verwenden, um die Auswirkungen anthropogener Giftstoffe in literarischen Texten zu verhandeln. Die Arbeit diskutiert die Romane Meļaļ: A Novel of the Pacific (2002) von Robert Barclay, So Far From God (1993) von Ana Castillo, House of Many Gods (2007) von Kiana Davenport, Oil on Water (2011) von Helon Habila, Animal's People (2007) von Indra Sinha und Under the Feet of Jesus (1995) von Helena Maria Viramontes.
Anthropogene Giftstoffe spielen in den sechs Romanen eine zentrale Rolle: alle behandeln das Thema industrieller oder militärischer Umweltverschmutzung mit chemischen und radioaktiven Giftstoffen. Die Protagonisten der Texte leiden an Erkrankungen und Behinderungen, die durch Umwelteinflüsse verursacht wurden. Während die Romane sehr kritisch in Bezug auf Fragen der Umweltgerechtigkeit sind, arbeiten sie sich auch an der darstellerischen Herausforderung ab, Toxizität und Giftstoffe, die zum größten Teil unsichtbar und auch sonst kaum wahrnehmbar sind, literarisch zu fassen.
Die vorliegende Arbeit behauptet, dass Romane, die sich mit (der Ausbreitung von) anthropogenen Giftstoffen in postkolonialen Räumen beschäftigen, sich dieser narrativen Herausforderung stellen, indem sie auf Tropen und Motive der Schauerliteratur zurück greifen. Die Arbeit erörtert, dass die oben genannten postkolonialen Romane Giftigkeit in Form des postcolonial toxic Gothic darstellen. Das postcolonial toxic Gothic bezeichnet eine Erzählform, die die miteinander in Bezug stehenden Erfahrungen von Umweltvergiftung, kolonialer Unterdrückung und kapitalistischer Ausbeutung in erzählerische Form bringt und dabei die Eigenschaften des "toxic Gothic" mit denen des "postcolonial Gothic" verbindet. Auf die darstellerische Herausforderung Toxizität und Giftstoffe in literarischer Form zu präsentieren reagieren die Autoren der hier diskutierten Werke mit einer Schauer-Ästhetik, die nicht nur die Dringlichkeit von giftiger Verschmutzung unterstreicht, sondern auch die Form des „toxic Gothic“ verändert, indem sie Einflüsse anderer (postkolonialer) Erzählformen wie des magischen Realismus, des traumatischen Realismus oder der lokalen Folklore mit einfließen lässt. Durch ihren komparativen, postkolonialen Fokus leistet die Dissertation einen bedeutenden Beitrag im Feld der Ökokritik; im Speziellen in dem sehr jungen und dynamischen Feld der postkolonialen Ökokritik, die sich seit Kurzem als eigenes Forschungsfeld etabliert hat.

Ausgewählte Publikationen

Bücher:

REAL – Yearbook of Research in English and American Literature. Vol. 33: Meteorologies of Modernity: Weather and Climate Discourses in the Anthropocene. Eds. Sarah Fekadu, Hanna Straß-Senol und Tobias Döring. Tübingen: Narr, 2017.

Stories of Pollution: Narrating Toxicity in Postcolonial Contexts. Diss. Ludwig-Maximilians-Universität München, 2015. Microfiche.

Beiträge:

mit Sarah Fekadu: „Meteorologies of Modernity: Introduction“. REAL – Yearbook of Research in English and American Literature. Vol. 33: Meteorologies of Modernity: Weather and Climate Discourses in the Anthropocene. Eds. Sarah Fekadu, Hanna Straß-Senol und Tobias Döring. Tübingen: Narr, 2017. Print.

„Weather Phenomena in Linda Hogan’s People of the Whale”. REAL – Yearbook of Research in English and American Literature. Vol. 33: Meteorologies of Modernity: Weather and Climate Discourses in the Anthropocene. Eds. Sarah Fekadu, Hanna Straß-Senol und Tobias Döring. Tübingen: Narr, 2017. Print.

"'a living death, life inside-out': The Postcolonial Toxic Gothic in Robert Barclay’s Meļaļ: A Novel of the Pacific". In: Jernej Habjan, Fabienne Imlinger: Globalizing Literary Genres, London/New York: Routledge, 2016.

mit Jonathan Steinwand: "Verzauberte Giftigkeit: Schleichende Gewalt im postkolonialen Roman". In: Christian Moser, Linda Simonis: Komparatistik: Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (DGAVL) (2013), Heidelberg: Synchron, 2014. S. 15-27.

Reviews:

Book Review: Stephanie LeMenager Living Oil: Petroleum Culture in the American Century (2014). Ecozon@. In Vol. 6 No.1 (2015). Web.