Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
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Dr. Myriam-Naomi Walburg

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Myriam-Naomi Walburg war von 2012 bis 2016 Doktorandin am Graduiertenkolleg. Von 2013 bis 2016 erhielt sie ein Promotionsstipendium von der Konrad Adenauer Stiftung. Sie schloss ihre Dissertation Ende 2015 ab und verteidigte sie Anfang 2016. Im Anschluss daran erhielt sie vom Kolleg eine Anschubfinanzierung zur Erarbeitung eines neuen Forschungsprojekts. Dr. Myriam-Naomi Walburg hat aktuell eine Vertretungsprofessur für Übersetzungswissenschaften an der Universität Lüttich in Belgien. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit Weltsprachprojekten um 1900.

Abstract des Dissertationsprojekts

Zeit der Mehrsprachigkeit. Literarische Temporalstrukturen bei Marica Bodrožić, Nina Bouraoui, Sudabeh Mohafez und Yoko Tawada

Das Dissertationsprojekt macht es sich zur Aufgabe, die Funktion, Rolle und literarische Umsetzung eines veränderten Zeitverständnisses in transnationaler Gegenwartsliteratur zu analysieren. Dies soll anhand von Werken der Autorinnen Sudabeh Mohafez, Marica Bodrožić, Nina Bouraoui und Ana Mitgutsch erfolgen. Dafür werden Ergebnisse der sogenannten Postcolonial Studies und verschiedener Globalisierungstheorien miteinander verknüpft, die Transformationen des "Raum-Zeit-Regimes" (Hartmut Rosa), wie z.B. die vielfach konstatierten, weltweiten Beschleunigungsprozesse, als maßgebend für das Zeitalter der Globalisierung betrachten. Es wird dabei angenommen, dass einem Raumverständnis, das mit der Aufhebung klar umrissener Grenzen arbeitet, ein vergleichbares Zeitverständnis entspricht.
Diese Überlegungen werden mit einer Reflexion auf Mehr- und Mischsprachigkeit verbunden und folgen damit der Vorgehensweise der literarischen Texte selbst. Denn die hier untersuchten Werke zeichnen sich dadurch aus, dass sie in gesteigertem Maße über ihre eigene, im Kontext der Mehrsprachigkeit stehende, sprachliche Verfasstheit nachdenken. Erkenntnisleitendes Interesse des hier vorgestellten Dissertationsprojektes ist es daher, den literarischen Verfahren und Funktionsweisen eines Schreibens nachzugehen, das im literarisch ausgestellten Bewusstsein dieser Mehrsprachigkeit geschieht. Als zentrales Mittel, zugleich auf thematischer wie auch auf struktureller Ebene erweisen sich dabei Reflektionen über veränderte Zeitkonstellationen, welche die übliche lineare Struktur von Zeit aufbrechen und an deren Stelle verschiedene andere Zeitkonzepte setzen, die alle die üblichen Zuweisungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Frage stellen. Im Mittelpunkt der literaturwissenschaftlichen Analysen soll daher die Frage stehen, inwiefern sich ein solch verändertes Zeitverständnis und die Narration selbst in der Reflexion darüber gegenseitig bedingen und sogar hervorbringen.
Von einer Untersuchung der Funktionsweise dieser auf das Verhältnis von Zeit, Sprache, Narration und Andersheit ausgerichteten literarischen Reflexion verspricht sich das Forschungsprojekt einen neuen Zugang zu literarischen Prozessen, die allgemein als besonders exemplarisch für Globalisierungsphänomene angesehen werden: ein Schreiben in nicht mehr nur einer Sprache, sondern in einer Zweit- bzw. Drittsprache, sowie das literarische Reflektieren eines Lebens in verschiedenen Ländern und ihren (National-)Sprachen.

Ausgewählte Publikationen

Bücher

Mit Franziska Jekel-Twittmann und Anna-Katharina Krüger: Writing (for) the market. Narratives of Global Economy, Zürich. Peter Lang, 2020.

Zeit der Mehrsprachigkeit. Literarische Strukturen des Transtemporalen bei Marica Bodrožić, Nina Bouraoui, Sudabeh Mohafez und Yoko Tawada. Würzburg: Ergon Verlag, 2017.

Beiträge

"'Die Welt schreiben » - Listen, Litaneien, Loops und der Entwurf poetischer Kunstsprachen". In: Vera Viehöver (Hgg.): „Listes et Litanie“, Germanistische Mitteilungen Zeitschrift für Deutsche Sprache, Literatur und Kultur“. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, geplant für 2021.

„Weltsprachen". In: Thomas Erthel, Robert Stockhammer (Hgg.): Welt-Komposita. Ein Lexikon. München: Wilhelm Fink, 2020, 206-2011.

"Dichten und Übersetzen. Eine Annäherung anhand mehrsprachiger Poesie von Marica Bodrožić und Zwetelina Damjanova". In: Vera Viehöver (Hgg.): Lyrik der Gegenwart. Germanistische Mitteilungen. Zeitschrift für Deutsche Sprache, Literatur und Kultur. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2020.

"Literary Awards as Identity Politics: The Example of the Chamisso Prize". In: Franziska Jekel-Twittmann, Anna-Katharina Krüger, Myriam-Naomi Walburg (Hgg.): Writing (for) the market. Narratives of Global Economy. Zürich: Peter Lang, geplant für 2020.

"'Aber eigentlich war keines von den Wörtern ganz deutsch, sondern anders deutsch.' Mehrsprachigkeit in 'transnationaler' Literatur". In: Zdenek Pecka, Jürgen Eder (Hgg.): Deutsch ohne Grenzen, Proceedings Konferenz des Germanistenverbandes der Tschechischen Republik 2014, 2016.

"Kulturelle Identität. Verhandelt und in Frage gestellt in transnationaler Literatur". In: Wilhelm Heizmann (Hg.): Proceedings of the 1st Munich Interdisciplinary Conference for Doctoral Students: Cultural Contacts and Cultural Identity. 9.-11. Oktober 2013. München: Utz, 2015.

"'Ich schlage vor, unsere Literatur als Literatur zu bezeichnen.' Über die Kategorie der Migrationsliteratur". In: Metin Toprak, Ali Osman Öztürk (Hgg.): Migration und Kulturelle Diversität. Literaturwissenschaft, Bd.1, Bern: Lang, 2015, S. 73-86.