Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
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Florian Kniffka

Florian Kniffka, M.A.

Kreolisierung: Kulturelle Kreativität als "opacité“ diagrammatischer Strukturen

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Abstract des Dissertationsprojekts

"Kreolisierung" ist ein Begriff, mit dem unterschiedliche Disziplinen kulturelle Kreativität, kulturellen Wandel oder die Vermischung von Kulturen beschreiben. Wie Aisha Khan und Robert Baron aus je unterschiedlichen Blickwinkeln betonen, handelt es sich um ein fließendes Konzept oder auch "a floating signifier" (Khan) ohne feste Ränder. Kulturanthropologische Diskurse verstehen darunter häufig kulturelle Innovation auf der Ebene der Folklore oder politische Strategien lokaler und politischer Akteure in postkolonialen Gesellschaften. Die Linguistik untersucht ihrerseits schon seit einigen Jahrzehnten Kreolsprachen als Produkte von Sprachkontaktsituation wie sie beispielsweise in den karibischen Plantagengesellschaften historisch zu finden sind. Auf einen gemeinsamen Nenner können viele dieser Ansätze über den "Emergenz"-Begriff gebracht werden: "Kreolisierung" bezeichnet die "Emergenz" neuer kultureller Zeichenformationen. An dieser Nahstelle setzt das Dissertationsprojekt mit dem Vorschlag an, "Kreolisierung" als kulturelle Kreativität über einen kognitiv-semiotischen Ansatz zu beschreiben. In Anlehnung an den Kreolisierungsbegriff Édouard Glissants und in Auseinandersetzung mit anderen Schriftsteller*innen Martiniques (Maryse Condé, Patrick Chamoiseau et al.) untersucht sie, anders als viele kulturanthropologische Ansätze "Kreolisierung" nicht auf einer materialkulturellen Ebene, sondern auf der Ebene von (kulturellen) Poetologien.

Hier rücken insbesondere Fragen nach der Funktion des Literarischen, des Poetischen oder auch der Dichtung als einer spezifischen Art menschlicher Kreativität (auch) jenseits dezidierter Literaturproduktion ins Licht. Diese Ebene kann als "das Imaginäre" bezeichnet werden. Als ein Modell für dieses Imaginäre greift das Dissertationsprojekt auf die mentale Enzyklopädie Umberto Ecos zurück, da diese im Rhizombegriff von Deleuze und Guattari mit einer Glissantinischen Auffassung von "Kreolisierung" eine Schnittmenge aufweist. Mit Rückgriff auf die Definition von "Kreolisierung" als kulturelle Kreativität und den eng damit verbundenen Emergenz-Begriff soll "Kreolisierung" daher im kognitiv-semiotischen Rahmen von Ecos Enzyklopädie als kreativer Prozess aufgefasst werden, der neue enzyklopädische Einträge emergieren lässt.

Kurzbiographie

Seit 2017 Doktorand am Kolleg

2016-2017: Lehrer für Deutsch als Fremdsprache im "Zentrum für Deutsche Sprache und Kultur" In Frankfurt am    Main

2013-2014: Langzeitpraktikant bei der literarischen Fördergesellschaft Litprom e.V., in enger Kooperation mit der      Frankfurter Buchmesse
Fortbildungsprogramm "Buch- und Medienpraxis" an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

2013: Magisterabschluss in der Fächern "Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft" und                          Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main