Graduiertenkolleg Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung
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Sema Kara, M.A.

"Out of Wounds and Across Boundaries": Trauma als Akt weiblicher Performativität in der Literatur Irlands und der irischen Diaspora

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Abstract des Dissertationsprojekts

Das Dissertationsprojekt stellt die Frage nach der Performativität weiblichen Traumas als Akt der Resilienz in den Hauptgattungen (Lyrik, Drama, Prosa) zeitgenössischer irischer Literatur sowie in den Literaturen der irischen Diaspora. Meine Analyse stützt sich hierfür auf zweierlei Beobachtungen: einerseits soll aufgezeigt werden, inwiefern Globalisierungsprozesse die literarische Darstellung des irischen Traumas der Postkolonialität modellieren, problematisieren und schließlich rekonfigurieren. Andererseits beabsichtige ich ebenfalls zu zeigen, dass die Gender-Performativität der Protagonistinnen ein radikales Infragestellen von Globalisierungsmechanismen als potentielle Elemente eines Metanarrativs illustrieren kann. Um die Reichweite sowie Bedeutung des irischen postkolonialen Traumas in Zeiten der "global flows" (Appadurai) darzustellen, setzt sich mein Projekt das Ziel, die Darstellungen des postkolonialen Traumas in meinen ausgewählten Werken als "eigenwillige" ("willful", Sara Ahmed) weibliche (Selbst-)Inszenierung zu verstehen, die postkoloniale sowie nationalistische Vorstellungen von Sein und Zugehörigkeit auf radikale Art und Weise sprengen und dezentrieren. Das zugrundeliegende Argument an dieser Stelle ist die Annahme, dass die semiotische (Kristeva) Trauma-Inszenierungen der weiblichen Charaktere der Primärtexte die Möglichkeit zum Ausbruch aus einer diskursiv erzeugten weiblichen Subjektivität darstellt. Dieses Auf- und Ausbrechen positioniert die Figuren jenseits der Zwangsideologie eines patriarchalischen Nationalstaates, an deren Grenzen sie sich eine hybride, globale, fluide Identität aufbauen können, die nicht durch das Trauma der (post-)kolonialen Situation entkräftet ist. Dass das Problem des individuellen psychischen Traumas im Grunde von einer Verflechtung soziokultureller Phänomena zeugt, die am Knotenpunkt von Globalisierung, Biopolitik sowie (Post-)Modernisierung angesiedelt sind, zeigt sich in der Thematisierung von genau diesen Konzepten in der neueren literarischen Traumatheorie und meiner Verwendung ihres methodologischen Ansatzes. Durch den Fokus auf die körperliche Dimension des irischen postkolonialen Traumas und die einhergehende Performativität desselben in den Werken beziehe ich mich in meinem Projekt auf die Notwendigkeit von literarischen Analysen, die durch die Zentrierung von situiertem Wissen und lokalen Analysen eine 'glokale' Perspektive einnehmen. Das lokale sowie situierte Moment wird in meinem Projekt durch den traumatisierten weiblichen Körper vermittelt, der als korporealer Ort der Transgression und Resistenz gegen eine biopolitische Kultur und Gesellschaft gelesen wird. Hierfür beabsichtige ich mit der vorlegenden Arbeit dazu beizutragen, eine Forschungslücke in psychonalytischen Betrachtungen postkolonialen Traumas zu schließen, indem ich die in der angloamerikanischen Literaturwissenschaft gängige "paranoide" Lesart (Paul Ricœur) um den dekonstruktionistischen Ansatz von Eve Kosofsky Sedgwicks reparativer Lektüre ergänze. Meine reparative Lesart von Trauma wird daher sowohl die Effekte als auch die Affekte ideologischer sowie körperlicher Grenzüberschreitungen in den Blick nehmen sowie u. a. folgende konkrete Fragen an meine Texte stellen: Inwiefern stellt das Festhalten an ein postkoloniales Trauma ein widerständiges Moment dar? Wie kann eine globale Perspektive zum Überdenken nationalideologischer Verschränkungen, die auf die Traumatisierung des weiblichen Subjekts gründen, führen? Wie können die Konzepte „Resilienz“ und „Trauma“ poetologisch produktiv gemacht werden und somit u.a. zu einer gattungstheoretischen Neubefragung zeitgenössischer irischer Literatur führen?

Kurzbiographie

Seit 2015 Doktorandin am Kolleg

2015: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für englische Literatur- und Kulturwissenschaft, JMU Würzburg

2013-2015: Hilfskraft und Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für englische Literatur- und Kulturwissenschaft, JMU Würzburg

2014: Magister Artium Kulturwissenschaft der englischsprachigen Länder, Englische Literaturwissenschaft und Neuere deutsche Literaturgeschichte, JMU Würzburg